Unfassbare Siegesserie

Kurz vor Schluss entscheiden die Haunstetter Frauen ihr umkämpftes Handball-Duell für sich. Warum die Partie nicht nur deshalb eine ganz besondere war Von Axel Hechelmann
Haunstetten Handball - Kirchhof

Minuten vor Schluss entscheidet sich alles: In der Albert-Loderer-Sporthalle stehen sechs Frauen des TSV Haunstetten einem Gegner gegenüber, der jetzt auf Glück hoffen muss. Denn gleich zwei Spielerinnen der SG Herrenberg sitzen mit einer Zwei-Minuten-Strafe auf der Bank. Sie wippen unruhig mit ihren Füßen, wissen, dass das Spiel bislang offen war. Doch dann trifft der TSV doppelt: erst Annika Schmid, dann Franziska Cappek zum 20:18-Sieg. Die Partie ist entschieden zugunsten des TSV Haunstetten – und das an einem ganz besonderen Spieltag in der zweiten Bundesliga.

Denn die Stimmung in der vollen Halle erinnerte am Samstagabend an das Münchner Oktoberfest. Zumindest abseits des Spielfelds: Dort hatte der TSV mit rot-weiß karierten Tischdecken eingedeckt, dazu gab es Brezen und Leberkäs-Semmeln. Einzelne Gäste kamen in Dirndl oder Lederhose. Der Abend sollte zu etwas Besonderem werden, denn zum letzten Mal in diesem Jahr spielten die Bayernliga-Männer am gleichen Tag zu Hause wie die Frauen – und beide verabschiedeten sich mit einem Sieg.

Während die Männer mit 38:28 klar gegen den TV Erlangen-Bruck gewannen, machten es die Frauen spannend. In der ersten Hälfte krachten die Würfe der Gastgeberinnen häufig gegen Pfosten und Latte, die Gegnerinnen aus Herrenberg nutzten ihre Chancen besser. „Wir waren am Anfang nicht so präsent“, sagte Trainer Herbert Vornehm nach dem Spiel. TSV-Spielerin Annika Schmid überraschte die Gegner aber immer wieder mit ihren harten Würfen und traf mehrfach, bis die Teams beim Stand von 12:12 in die Halbzeit gingen.

In der zweiten Halbzeit steigerten sich die TSV-Frauen dann auf allen Positionen. Torhüterin Sabrina Müller hielt den Ball mit starken Paraden, Anne Kurstedt verwandelte jeden ihrer fünf Siebenmeter. „Es war eine Nervensache“, sagte Trainer Vornehm. Dabei hatten die Gastgeber besonders mit den schnellen Gegnerinnen zu kämpfen. So drang die sehr schnelle und wendige Marie-Christin Beddies von der SG Herrenberg mehrmals durch die TSV-Abwehr, erzielte aber dennoch keinen Treffer.

Dann blieb die Spielzeit bei 53:43 Minuten stehen. Haunstetten lag mit einem Treffer zurück, spielte nun aber in Überzahl. Erst sechs gegen fünf, dann sogar sechs gegen vier. „Das war fast spielentscheidend“, sagt Vornehm. Sein Team traf zweimal und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen.

Für Spielgestalterin Patricia Horner war das „harte Arbeit“. Aber die hatte sich gelohnt: Vor einem Jahr ist der TSV Haunstetten als Abstiegskandidat in die zweite Bundesliga gestartet. Nun erzielten die Handball-Frauen den dritten Sieg in Folge – und belegen Platz drei in der Liga. Auch wegen einer „hervorragenden Leistung“ von Torhüterin und Abwehr, so Vornehm. Schielt sein Team nun in Richtung erste Liga? „Nein“, sagt der Trainer und lacht. Weiterhin gibt es nur ein Ziel: den Klassenerhalt.

Die Gedanken daran werden am nächsten Samstag aber kurz beiseite geschoben, wenn um 19.30 Uhr der HC Thüringen zum Pokalspiel bei den Haunstetter Frauen antritt. Am Donnerstag bereits findet beim TSV von 17 bis 20 Uhr ein Kartenvorverkauf für diese Partie statt, in der es in der Loderer-Halle dann wieder gewaltig rappeln soll.

TSV Haunstetten Müller, Wengenmeir, Frey (Tor); Schmid (5), Kurstedt (5/5), Duschner (4), Horner (3), Drasovean (2), Cappek (1), Königsmann, Hochmair, Irmler