Den Meister fast bezwungen

Die Bayernligamänner des TSV Haunstetten dominieren die Bundesligareserve aus Erlangen eine Halbzeit lang, müssen sich am Ende aber auch aufgrund unglücklicher Entscheidungen der Schiedsrichter mit 27:28 (15:9) geschlagen geben.

Nachdem man vor Wochenfrist in Waldbüttelbrunn nach langer Zeit wieder eine Niederlage hinnehmen musste, befürchteten so manche Anhänger des TSVH, dass die Luft, nun da die Serie gerissen war, ein wenig raus sein würde. Nicht unbedingt der beste Zeitpunkt also um auf den HC Erlangen II zu treffen, der sich in der Rückrunde noch überhaupt keine Blöße gab und seine Gegner reihenweise aus der Halle fegte.

Und nach den ersten 5 Spielminuten durfte ein weiteres Schaulaufen der Franken erahnt werden. Erlangen blieb vor dem Tor eiskalt, während Haunstetten zunächst erst einmal ausgiebig die Standhaftigkeit des Torgehäuses testete. Nach 5 Minuten lag man also bereits mit 0:3 im Hintertreffen. Doch dann folgten die wohl besten 25 Minuten der Augsburger in dieser Saison. Basierend auf einer bärenstarken Abwehr, angeführt vom an diesem Tag hinten wie vorne überragenden Stefan Tischinger, der mit seiner vorgezogenen Position in der Abwehr Erlangen immer wieder zu Fehlern zwang, war es nun Haunstetten, das über den Gast aus Erlangen hinwegfegte. Durch einen 5:0-Lauf setzte sich der TSV erstmals ab und behielt die Führung zunächst einmal bis Minute 22. Zwei kleine technische Fehler brachten dann den HCE wieder heran, der zum 9:9 ausgleichen konnte. Doch Haunstetten ließ sich davon nicht beirren und schaltete noch einmal einen Gang nach oben. Nun schlug man den Gast mit den eigenen Waffen, nämlich hervorragender Abwehrarbeit und schnellem zielgerichteten Umschaltspiel. Erlangen wusste zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr wie ihnen geschah und verzweifelte wahlweise an Stefan Tischinger und/oder dem ebenfalls starken Daniel Fischer im Tor. Dieser blieb bis zur Halbzeit nun ohne Gegentor, während seine Kameraden wieder vorlegten und so einen 15:9-Vorsprung herausspielten.

Doch wie so oft in dieser Saison war der Seitenwechsel auch diesmal Gift für Haunstetten. Vor allem defensiv konnte man nun nicht mehr an die Leistung des ersten Durchgangs anknüpfen und so fand Erlangen immer wieder freie Räume um sich gute Torchancen zu erarbeiten. Haunstetten wirkte nun verunsichert und wurde fahrig in seinen Aktionen, was der Gast in Manier einer Spitzenmannschaft ausnutzte und den Rückstand bis zur 45. Minute in eine eigene Führung verwandelte. Doch Haunstetten steckte in der Folge nicht auf und wehrte sich gegen die nun drohende Niederlage. Und das mit Erfolg; beim 25:24 in der 53. Minute war man wieder auf Siegeskurs in einer spannenden und dramatischen Schlussphase. Doch was dann folgte, war diesem hochklassigen Spiel nicht würdig; zunächst wurde Max Schnitzlein höchst fragwürdig für 2 Minuten vom Platz gestellt, während im Gegenzug ein Foul an Stefan Tischinger überhaupt nicht geahndet wurde. Zu allem Überfluss fackelte das Schiedsrichtergespann nicht lange und bestrafte Trainer Rothfischer, der bei seinem Protest ob des nicht gegebenen Fouls mit seinem Fuß wohl das Spielfeld berührte, ebenfalls mit einer 2 Minuten Strafe. Eine gelbe Karte oder eine Verwarnung wäre hier als erstes Vergehen in diesem Spiel wohl berechtigt gewesen, hatten die beiden Unparteiischen in Halbzeit eins doch auf der Gegenseite noch die Zeit angehalten um dem Gästetrainer bei dessen Protest den Sachverhalt noch in Ruhe und ohne Strafe zu erklären. Somit war das Spiel gelaufen. Erlangen hatten den Ball und eine zweifache Überzahl, die sie in den entscheidenden Treffer zum 26:28 ummünzten. Haunstetten blieb nur noch der Anschlusstreffer zum 27:28 bevor die Schlusssirene ertönte.

„Was in den letzten 5 Minuten passiert ist, ist einfach unfassbar. Wir wurden der Chance beraubt das Spiel auf dem Spielfeld zu entscheiden. Daher überwiegt momentan natürlich der Frust, denn wir hatten den Meister heute am Rande eines Punktverlusts,“ äußerte sich Sebastian Smotzek verärgert und führte fort: „Natürlich müssen wir auch die ersten 10 Minuten nach der Pause im Blick haben. Es darf uns einfach nicht passieren unseren Vorsprung in so kurzer Zeit zu verspielen, wobei man auch nicht vergessen darf gegen wen wir gespielt haben. Erlangen ist eine absolute Spitzenmannschaft, die man nicht über die volle Spielzeit so dominieren kann, wie wir das in der 1. Halbzeit getan haben. Es war klar, dass sie sich in der zweiten Halbzeit steigern würde. Umso stolzer bin ich auf das Team, denn wir haben uns, selbst nachdem der Vorsprung weg war und Erlangen in Führung ging, niemals aufgegeben und haben alles aus uns rausgeholt. Wir haben dem Meister Paroli geboten und unseren Fans eine tolle Vorstellung geliefert, aber leider hat es am Ende nicht sein sollen. Ich hoffe trotzdem, dass wir den Kopf nun nicht allzu lange hängen lassen, sondern schnell nach vorne blicken und uns konzentriert auf die letzten beiden Spiele vorbereiten. Wir wollen noch 4 Punkte holen und wenn wir weiter so spielen wie heute, dann ist das auch absolut realistisch.“

TSV: Rothfischer, Fischer (Tor); Tischinger (11); M. Horner (5); Smotzek (3); Schaudt (3/1); Schnitzlein, Wiesner (je 2); Elsinger (1); A. Horner, Hütten, Link, Jankrift, Müller