Haunstetten feiert Torfrau Schmidt

24-Jährige wird eingewechselt und stutzt beim 31:20-Sieg des Drittligisten den „Würmtaler Wildkatzen“ die Krallen

Von Andrea Bogenreuther / www.augsburger-allgemeine.de

 

Die Handball-Weltmeisterschaft hat den Drittliga-Frauen des TSV Haunstetten einen ungewöhnlichen Spieltermin beschert. Weil die deutschen Männer am Samstagabend ihr Hauptrundenspiel gegen Island bestritten hatten (24:19), waren alle nationalen Ligaspiele auf Sonntag verlegt worden. Im Fall der Augsburgerinnen auf Sonntagnachmittag. Doch auf ein munteres Kaffeekränzchen waren die Haunstetterinnen gegen die HSG Würm-Mitte erst einmal gar nicht eingestellt. Denn sie wurden von den Angriffen der agilen Gäste völlig überrollt und lagen nach nur zehn Minuten bereits mit 1:6 zurück. Unter den rund 300 Zuschauern in der Albert-Loderer-Halle machte sich so schnell die Sorge breit, dass die Haunstetter Handballerinnen ihren bisherigen sechs Niederlagen eine weitere hinzufügen würden.

„Erst waren wir gar nicht auf der Platte. Aber ich habe dann vorgegeben, dass wir uns das Selbstvertrauen aus der Abwehr holen müssen“, gab Trainer Herbert Vornehm zu diesem Zeitpunkt in einer schnellen Auszeit die Marschroute vor, die schließlich am Ende eines harten und körperbetonten Kampfs doch noch in einen 31:20 (17:14)-Sieg mündete.

Die Zäsur erfolgte beim Stand von 4:8, als Trainer Vornehm seine Torhüterin wechselte und die 1,80 Meter große Selina Schmidt zwischen die Pfosten stellte. Die 24-Jährige, die bereits einige Zeit in der Regionalliga-Frauenfußballmannschaft des TSV Schwaben Augsburg gespielt hatte und sich nun rein auf Handball konzentriert, sorgte an diesem Tag für die Wende. Denn sie konnte zahlreiche Würfe der „Würmtaler Wildkatzen“ entschärfen und brachte damit den so nötigen Rückhalt für die Abwehr. „Es lief einfach, manchmal gibt es so Tage. Es hat Spaß gemacht. Und es hat gezeigt, dass wir nie aufgeben. Es war einfach eine super Mannschaftsleistung“, sparte Schmidt auch nicht mit Lob für das restliche Team. Ähnlich sah es Trainer Vornehm: „Ich will auch unserem ersten Torwart keinen Vorwurf machen. Es hat halt einfach nicht geklappt. Deshalb probiert man den Wechsel. Und Selina hat es klasse gemacht.“ Und sie zog die restlichen Spielerinnen mit. Denn die zeigten plötzlich auch in allen anderen Mannschaftsteilen ihr wahres Leistungsvermögen.

Je stabiler Haunstetten hinten wurde, desto besser klappte es nach vorn mal mit wuchtigen erzwungenen, mal mit raffinierten Angriffen. Bei der 17:14-Halbzeitführung zeigte sich schon, dass die Gastgeberinnen den „Würmtaler Wildkatzen“ die Krallen schon fast gezogen hatten. Und weil sie in der zweiten Halbzeit ihre aggressive Abwehrarbeit weiter konsequent durchzogen und den Gegnerinnen keinen Meter Spielraum mehr ließen, arbeitete sich Haunstetten Tor um Tor zum Sieg – auch dank einer starken Wurfleistung von Sarah Irmler, die sich nach dem ersten verschossenen Siebenmeter keinen Fehler mehr vom Punkt aus leistete und mit zehn Toren Haunstettens beste Werferin war.

Als sich seine Schützlinge schließlich jubelnd in den Armen lagen, atmete auch Trainer Vornehm tief durch. „Man braucht nur die Tabelle anschauen. Wir sind weiterhin nur zwei Punkte weg vom Abstiegsplatz“, warnt er vor zu großer Euphorie, hofft aber nun, dass der Knoten vor den nächsten wichtigen Spielen geplatzt ist. „Das war ja das Tragische. Wir haben in den vergangenen Partien nicht schlecht mitgespielt, aber verloren. Dass wir jetzt gegen einen direkten Konkurrenten gewonnen haben, sollte der Mannschaft Selbstbewusstsein geben.“

TSV Haunstetten Frey, Schmidt, Bohnet, Horner (6), Niebert (1), Walter, Henkel, Duschner (4), Joerss (5), Keßler (1), Irmler (10/3), Hänsel (3), Knöpfle