Mit Fleiß zum Nichtabstieg

Haunstettens Bayernliga-Damen schuften für den Klassenerhalt – und werden belohnt.

Mittlerweile ist es offiziell: Der bBerische Handballverband beschließt mit sofortiger Wirkung die Beendigung der Saison 19/20. Dabei werden nur Aufstiege, nicht aber Abstiege gewertet. In Trainer Smotzek schlagen dabei zwei Herzen: „Klar ist, dass wir angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Umstände die Saison nicht unter normalen Umständen zu Ende spielen können. Aktuell geht es um weit mehr als um den sportlichen Wettkampf. Die Entscheidung des BHV ist für uns natürlich dahingehend sehr positiv, als dass wir damit das Ziel Klassenerhalt, welches zwischenzeitlich in weite Ferne gerückt war, erreicht haben. Nichtsdestotrotz sind wir ob des Saisonabbruchs ein wenig traurig, denn wir waren und sind vollkommen davon überzeugt, dass wir das Ziel auch ohne vorzeitiges Ende erreicht hätten; das hätten wir gerne bis zuletzt unter Beweis gestellt.“

Die damals kurzfristig angedachte Unterbrechung des Spielbetriebs erreichte Mannschaft und Trainer kurz nach dem Kantersieg der Damen gegen den Konkurrenten um den Abstieg TSV Winkelhaid. Mit 36:21 setzte man damals ein deutliches Ausrufezeichen an die Konkurrenz. Man war bereit auf der Zielgeraden noch einmal alles in die Waagschale zu werfen. Die Unterbrechung fühlte sich dabei zunächst so an als würde man ausgebremst.

Das Trainerteam appellierte an die Mannschaft sich fit und bereit zu halten um jederzeit das Gaspedal wieder durchdrücken zu können; doch was die Mannschaft daraus machte, erst recht als sich herausstellte, dass die Unterbrechung sehr viel langfristiger werden würde als zunächst angenommen, hatten die Trainer nicht erwartet. Fabian Link zieht hierzu Bilanz: „Wir haben, sofort als die Unterbrechung bekannt wurde, eine kleine Challenge ins Leben gerufen, um den Mädels einen Anreiz zu geben sich zuhause fit zu halten. Dadurch ist ein richtiger Hype in der Mannschaft entstanden. Aufgabe war es, sich sportlich zu betätigen und das Ganze mit einem Snapshot oder kleinem Video in unserer Gruppe zu posten. Für jede Betätigung gab es einen Punkt. Nach nun 36 Tagen Challenge haben wir insgesamt 454 Einträge zu verzeichnen, sprich knapp 13 Einheiten pro Tag. Wenn man das auf unsere 15 Teilnehmerinnen ummünzt haben wir einen Schnitt von 30 Einheiten pro Teilnehmerin. Die Mädels haben aus unserem anfänglichen Versuch die Motivation hochzuhalten etwas Wunderbares geschaffen, auf das wir Trainer mehr als stolz sind. Vor allem die Art und Weise wie sie sich immer neu erfunden und dabei auch gegenseitig angestachelt haben freut uns total. Das zeigt auch den Teamgeist, der in der Mannschaft steckt. Ich kann beispielsweise per Video belegen, dass mindestens das halbe Team nun Tshirts aus dem Handstand heraus anziehen kann.“

In der Tat haben Haunstettens Bayernligadamen damit das i-Tüpfelchen auf eine außergewöhnliche Aufholjagd gesetzt. Beendete man die Vorrunde noch mit 4:22 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz und ohne große Aussicht auf Erfolg, legte man in der kurzen Winterpause den Schalter um und blies zum Angriff: „Nach der Hinrunde, die nicht nur sportlich eine Katastrophe war, haben wir uns zusammengerauft und alle an einem Strang gezogen. Das war von der ganzen Stimmung und Intensität her, begonnen schon im Training, ein ganz anderes Auftreten. Das hat sich richtig gut angefühlt. Unabhängig vom Endergebnis wollten wir allen nochmal zeigen, was wir können und uns nicht kampflos ergeben“, zeigt sich Kapitän Fanny Hochmair zufrieden mit der Leistungssteigerung.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich Haunstetten in der Rückrundentabelle auf Rang 6 mit acht Punkten auf der Habenseite auf dem besten Weg in Richtung Nichtabstieg befand. Eben bis jener Höhenflug jäh vom Corona-Virus gebremst wurde. Die Belohnung gibt es vom BHV nun aber wohl doch.

Das Schlussfazit zog Lara Girstenbrei passend: „Für uns ist Corona Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite hätten wir gerne weitergemacht und aus eigener Kraft bewiesen, dass wir gut genug sind um in der Bayernliga mitzuhalten, auf der anderen Seite hat nicht zuletzt die Challenge auch gezeigt, wie viel Engagement und Bereitschaft, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen, in uns steckt. Das ist die optimale Basis, um kommende Saison, sobald wir wissen wie es weitergeht, unsere Ziele gleich wieder in den Fokus zu rücken und dort weiterzumachen, wo wir aufgehört haben.“

Bis Klarheit darüber herrscht, wann und in welcher Form der Ball wieder in die Hand genommen werden darf, werden wohl noch ein paar Wochen ins Land gehen. Bis dahin aber dürfen sich Haunstetter Fans entspannt zurücklehnen. Damen 2 sind fit und bereit, komme was da wolle!