M1 Spielbericht: ASV 1863 Cham – TSV Haunstetten
Gerade nochmal gutgegangen
Haunstettens Handballer erleben ein dramatisches Relegations-Rückspiel in Cham. Trotz der 28:32-Niederlage gibt es am Ende Grund zum Feiern.
Es war die 56. Minute, als langsam die Farbe aus den Gesichtern der Haunstetter Anhänger wich. Denn die Spieler auf dem Feld waren kurz davor, doch noch alles in den Sand zu setzen.
Mit einem Neun-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel war der TSV Haunstetten am Donnerstagabend in das Relegationsrückspiel in Cham gestartet. 36:27 hatte man die Chamer in der Albert-Loderer-Halle demontiert. Dass so ein Ergebnis im Rückspiel kaum wiederholbar sein durfte, war allen Beteiligten schon vor Anpfiff klar. Es musste ja auch gar nicht wiederholt werden. Haunstetten dürfte nur nicht mit neun Toren oder höher verlieren, dann hätte man sich gegen den ASV Cham durchgesetzt und der Aufstieg in die viertklassige Regionalliga wäre perfekt. Doch in der 56. Minute lagen die Rot-Weißen plötzlich mit 24:31 zurück, und der Aufstieg war in ernsthafter Gefahr.
Dabei war bisher alles so gut verlaufen. Bei den rund 75 TSV-Fans, die sich am Feiertag bei sommerlichen Temperaturen in den bayerischen Wald begeben hatten, herrschte bereits vor dem Anpfiff beste Stimmung. Sie machten die Partie zu einem Haunstetter Heimspiel. Und ähnlich wie im Hinspiel ließen sich die Akteure auf dem Feld zunächst von der großartigen Atmosphäre tragen, zeigten eine herausragende erste Hälfte und lagen zur Pause mit 17:13 in Front.
Doch dann folgte ein Bruch im Haunstetter Spiel, als Chams Trainer Jiri Piroch reagierte und Alexander Horner, den Strippenzieher bei den Gästen, in Manndeckung nahm. Nach zehn Minuten im zweiten Durchgang hatten die Hausherren das Spiel gedreht, es stand nun 21:19 und das Momentum war auf Seiten der Chamer. Insbesondere Linksaußen Petr Sedlak lief bei den Gastgebern wieder einmal zu Hochtouren auf, der tschechische Juniorennationalspieler steuerte insgesamt neun Treffer bei. So zog Cham Tor um Tor davon, während bei Haunstetten die Nerven versagten. Allein in dieser Phase vergaben die Gäste drei Siebenmeter, und sie hatten Glück, dass Routinier Max Schnitzlein zu diesem Zeitpunkt auf der Platte stand. Der langjährige Bayernligaspieler hatte für dieses eine Spiel noch einmal die Handballschuhe geschnürt – und war jetzt von ungeheurer Wichtigkeit, wie TSV-Coach Christian Kofler nach dem Spiel resümierte: „Für Max war das heute sein erstes Saisonspiel, dafür war seine Leistung sensationell. Er hat in den entscheidenden Momenten die Ruhe bewahrt und uns damit enorm geholfen.“
Ohne Schnitzlein wäre es also vermutlich noch schlimmer gekommen, in der 56. Minute stand es dann dennoch Spitz auf Knopf. Der ASV Cham führte mit 31:24, nur drei Tore fehlten den Gastgebern zur Sensation. Doch in der Folge zeigten auch die Oberpfälzer Nerven und mussten einige leichte Ballverluste hinnehmen, sodass Haunstetten schließlich auf 28:32 verkürzen konnte. Dann tönte die Schlusssirene, und im TSV-Fanblock brachen alle Dämme. Haunstetten hatte sich in der Gesamtwertung gegen den ASV Cham durchgesetzt. Spieler und Fans lagen sich in den Armen und feierten zusammen die Rückkehr in die Regionalliga, nach zwei schwierigen Jahren in der Oberliga. „Vor acht Wochen waren wir noch Abstiegskandidat, und jetzt steigen wir in die Regionalliga auf. Das ist einfach Wahnsinn“, bilanzierte der Sportliche Leiter Ingo Herbeck.
Besonders emotional war der Abend für Dominik Albrecht, Alexander Horner und Daniel Fischer, die ihre Handballschuhe nun an den Nagel hängen werden. „Für unseren Verein ist das ein riesiger Erfolg, mit dem vor wenigen Monaten nicht zu rechnen war“, so Fischer, der dem TSV Haunstetten zusammen mit Alexander Horner als Abteilungsleiter erhalten bleibt. Dann gilt es schon bald ein neues Ziel zu verfolgen, das da lautet: Klassenerhalt in der Regionalliga.
(Foto: Sport in Augsburg)
TSV Haunstetten: Fischer, Feistle (Tor); Horner (9/4), Albrecht (6/3), Manz, Vogl (je 4), Wiedmer (2), Kofler, Schnitzlein, Hartung (je 1), Paulik, Reinelt, Völker