Das Spiel der Saison

Alles oder nichts im Derby: Haunstetten kämpft gegen Friedberg um den Aufstieg in die Regionalliga

Max Manz, Leistungsträger und Fan-Liebling bei den Handballern des TSV Haunstetten, glaubt nicht an Zufälle. „Das musste ja fast so kommen“, sagt er. Tatsächlich hätte sich wohl kein Drehbuchautor ein besseres Skript für die bisherige Saison der Haunstetter ausdenken können. Noch bis vor wenigen Wochen war unklar, ob der TSV in der Oberliga überhaupt die Klasse halten kann. Doch nun haben es die Rot-Weißen auf einmal in der eigenen Hand. Am Samstag (16:30) kommt es zum großen Showdown in der Albert-Loderer-Halle. Mit einem Sieg am letzten Spieltag wäre Haunstetten für die Relegation um den Aufstieg in die Regionalliga qualifiziert. Und Gegner ist ausgerechnet der TSV Friedberg.

Max Manz spielt von klein auf Handball in Haunstetten, den Reiz der Derbys gegen Friedberg kennt er wie kaum ein anderer. „Auf diese Spiele fiebert man jedes Jahr aufs Neue hin, sie sind immer ein Saisonhighlight“, erzählt Manz. Kaum eine Rivalität ist im südbayerischen Männerhandball so bedeutsam wie jene zwischen Haunstetten und Friedberg, die am Samstag ein neues Kapitel aufschlägt. Jahrelang duellierten sich beide Vereine in der Bayernliga (jetzt umbenannt in Regionalliga), stets auf hohem Niveau, teils mit dramatischem Ausgang. Am vorletzten Spieltag der Saison 2018/19 besiegte Manz mit dem stark abstiegsbedrohten TSV Haunstetten die Herzogstädter vor heimischer Kulisse in letzter Sekunde mit 22:21 – und stieg zu Saisonende dennoch ab.

Nach dem direkten Wiederaufstieg der Haunstetter mussten 2023 schließlich beide Vereine den Gang in die fünftklassige Oberliga antreten, was dem Zuschauerandrang des Derbys jedoch keinen Abbruch tat. Allein im Hinspiel der laufenden Saison strömten fast 600 Handball-Fans in die Friedberger Sporthalle, um eine atemberaubende Partie zu sehen, die Haunstetten mit 28:26 für sich entschied. Damals lautete die Schlagzeile in der Zeitung: „Der Trainer will vom Aufstieg nichts wissen“. Das hat sich inzwischen ein wenig geändert. „Da haben wir uns nochmal ein echtes Highlight zum Saisonende erarbeitet“, sagt TSV-Coach Christian Kofler.

Schließlich ist die Relegation plötzlich in greifbarer Nähe. Davon hatte zu Beginn der Rückrunde nicht nur Kofler „nichts wissen wollen“, kein Haunstetter hätte sich wohl ernsthafte Hoffnungen auf einen Aufstieg gemacht. Anfang Februar verlor der TSV in Gundelfingen und gegen Germering, Fans sahen den Klassenerhalt in Gefahr. Dass der TSV nun doch noch die große Chance auf den Aufstieg hat, grenzt schon beinahe an ein Wunder. Und dann geht es auch noch gegen den Erzrivalen – für Max Manz ist das kein Zufall mehr. „Man kann gar nicht in Worte fassen, wie viel uns dieses Spiel bedeutet“, sagt Manz, für den das Spiel auch noch eine emotionale Komponente hat. Schließlich wollen einige seiner langjährigen Teamkollegen ihre handballerische Laufbahn nach Saisonende beenden, darunter Torhüter und Abteilungsleiter Daniel Fischer. „Wir möchten ihm natürlich einen möglichst schönen Abschied bereiten, und am liebsten wollen wir, dass er noch zwei Spiele mit uns macht“, so Manz.

Er bezieht sich auf das Hin- und Rückspiel der Relegation, die der TSV voraussichtlich nach den Osterferien gegen den Zweitplatzierten der Nordstaffel austragen würde. Dieser steht, ebenso wie im Süden, wo Simbach und Ottobeuren noch am TSV Haunstetten vorbeiziehen können, noch nicht fest. Abteilungsleiter Fischer möchte sich darüber allerdings noch nicht allzu viele Gedanken machen. „Wir konzentrieren uns voll und ganz auf Friedberg, denn sie werden sicherlich alles daransetzen, einen Haunstetter Sieg zu verhindern“, sagt Fischer, der am Samstag auf bis zu 800 Zuschauer in der Albert-Loderer-Halle hofft.

Für das Haunstetter Männerteam ist es die Gelegenheit, einmal aus dem Schatten der Damenmannschaft zu treten, die als Aushängeschild des Vereins gilt und zur kommenden Saison in ihr 15. Jahr auf DHB-Ebene geht. Auf die Unterstützung der Drittligadamen können die Männer am Samstag jedenfalls zählen, denn das Team von Trainer Udo Mesch ist erst am Sonntag (15 Uhr) zu Gast bei der SG Schozach-Bottwartal. Die SG belegt in der Tabelle aktuell den dritten Platz und hat ihre letzten drei Spiele allesamt für sich entscheiden können. Entmutigen lassen wollen sich die Rot-Weißen dadurch allerdings nicht. „Wir werden Schozach 60 Minuten lang alles abverlangen, das ist sicher“, sagt Spielmacherin Patricia Link. „Dann sind wir durchaus in der Lage, auch etwas Zählbares mit nach Hause zu nehmen.“ Tabellarisch geht es für den Siebtplatzierten Haunstetten um nichts mehr.

(Foto: Sport in Augsburg)