Haunstetten steigt aus der Bayernliga ab

Die Männer des TSV Haunstetten steigen nach 11 Jahren Ligazugehörigkeit aus der Bayernliga ab. Am Ende reicht auch eine abermals gute Leistung und der souveräne 24:18 (12:8) – Sieg über die Reserve der DjK Rimpar nicht aus. Ein Hintertürchen bleibt allerdings in Form der Abstiegsrelegation des Drittligisten HSC Coburg II.

Coach Michael Rothfischer zieht im Interview ein Fazit zur Saison:

Redaktion: Michael, deine Mannschaft hat deutlich gewonnen, ein super Spiel abgeliefert und doch hält sich die Freude aktuell – verständlicherweise – in Grenzen. Wie sieht es so kurz nach dem Spiel und nach der emotionalen Verabschiedung von den Fans in dir aus?Rothfischer: Du sagst es; wir haben wieder ein tolles Spiel gemacht, haben das Engagement und die Leistungsbereitschaft aus dem Sieg der Vorwoche gegen Friedberg bewahren können und es heute erneut abgerufen. Die Folge ist ein auch in der Höhe verdienter Sieg gegen den Tabellenvierten – wenn beim Gegner auch der ein oder andere Spieler heute gefehlt hat. Ich glaube auch die minutenlangen Standing Ovations der Fans zeigen ganz deutlich, dass man insbesondere heute mit der Leistung zufrieden sein kann. Nichtsdestotrotz überwiegt natürlich momentan mit Blick auf die anderen Ergebnisse der Frust darüber nun tatsächlich abgestiegen zu sein. Die Mannschaft konnte sich zwar schon seit Mittwoch (Anm.d.Red.: aufgrund des Ergebnisses aus des Nachholspiels HT München:TG Landshut) gedanklich auf diesen Moment einstellen, aber es tut natürlich immer nochmal mehr weh, wenn die Situation dann tatsächlich eintrifft.

Red.: Ein kleines Hintertürchen hat sich in den letzten Tagen aber scheinbar noch ergeben?

M.R.: Wir wissen noch nichts Genaueres, aber offensichtlich hat ein Zweitligist seine Lizenz für das kommende Jahr zurückgegeben, was bedeuten würde, dass HSC Coburg II eine Abstiegsrelegation spielen dürfte. Sollten sie diese gewinnen, hätten sie die Klasse gehalten, was wiederum bedeuten würde, dass auch eine Mannschaft weniger aus der Bayernliga absteigen müsste. Sofern HSC Bad Neustadt als bayerischer Meister die Aufstiegsrelegation besteht und wieder in die 3. Liga aufsteigt, würden wir über Umwege die Klasse halten. Sie merken aber bereits: da sind in der aktuellen Situation noch sehr viele Wenn`s dabei, daher möchte ich mich momentan darauf noch nicht verlassen. Aktuell fühlt sich unsere Situation wie ein Abstieg an und das ist ein beschissenes Gefühl.

Red.: Gib uns deinen Blick auf die Saison. Woran lag es, dass es schlussendlich „nur“ zum viertletzten Tabellenplatz gereicht hat?

M.R.: Es ist verdammt schwierig diese Frage so kurz nach Spiel- und Saisonende in der Tiefe zu beantworten. Fakt ist, dass wir nicht heute und auch nicht letzte Woche abgestiegen sind. Wir haben, speziell in der Rückrunde, einfach zu viele Duelle gegen die direkte Konkurrenz verloren. Niederlagen wie die zuhause gegen Rothenburg oder auch in Eichenau, damals sehr früh in der Saison, dürfen einfach nicht passieren. Diese wenigen Pünktchen fehlen uns jetzt; mit nur zwei Punkten mehr, wären wir Siebter anstatt auf Platz 11. Da sieht man wie eng das alles zuging und wie knapp wir letztlich an unserem Ziel, dem Klassenerhalt, gescheitert sind.

Nichtsdestotrotz hat die Mannschaft dieses Jahr über weite Strecken ihre Ligatauglichkeit unter Beweis gestellt, was gefehlt hat war die Konstanz. Wir haben zwölf unserer 22 Punkte gegen die Tabellenplätze 1-7 geholt. Dementsprechend nur zehn Punkte gegen die direkte Konkurrenz in der unteren Tabellenhälfte. Mehr muss man dazu nicht mehr sagen, glaube ich. Das ist sicherlich etwas was sich das Team und die Trainer vorwerfen lassen müssen. Gleichzeitig muss an dieser Stelle aber auch erwähnt werden, dass ich mich nicht erinnern kann, wann zuletzt eine Mannschaft mit 22 Punkten abgestiegen ist. Günzburg hat noch vor 2 Jahren mit 17 Punkten die Liga gehalten… wir befinden uns dieses Jahr halt dummerweise in der Situation, dass es aufgrund der Verkleinerung der DHB-Ligen grundsätzlich mehr Absteiger als üblich gibt und mit Coburg und Erlangen-Bruck gleich zwei bayerische Vereine, nach heutigem Wissensstand, aus der 3. Liga abgestiegen sind.

Zudem muss man, neben der Kritik, auch die Rahmenbedingungen dieser Saison im Auge behalten: Wir haben mit den Horner-Brüdern vor der Saison 2 Spieler verloren, die keine Mannschaft dieser Liga aus den eigenen Reihen hätte ersetzen können. Beide gehörten vor ihrem Wechsel nach Fürstenfeldbruck zu den mindestens 10 besten Spielern dieser Liga. Ein Verlust zweier solcher Leistungsträger hätte bei jedem Team sowohl sportlich als auch menschlich erst einmal ein großes Loch hinterlassen und wir haben und wollen auch nicht die Mittel haben, uns unter der Saison plötzlich für Geld Spieler aus dem In- oder Ausland einzukaufen. Dazu kommt das unglaubliche Verletzungspech am Anfang der Saison; wir mussten mit Markus Schaudt, Moritz Müller, Lukas Rembold und Niklas Buck gleich auf vier wichtige Spieler fast die ganze Saison verzichten; darüber hinaus standen uns auch während der Saison einige wichtige Spieler aufgrund von Verletzungen, usw. nicht immer zur Verfügung. All diese Verluste haben wir versucht mit einer Mischung aus alten, erfahrenen Bayernliga-Spielern und jungen Nachwuchstalenten aufzufangen. Speziell für die Jungen war diese neue Verantwortung natürlich zunächst eine große Herausforderung, in der wir auch das ein oder andere Mal Lehrgeld bezahlt haben; nichtsdestotrotz kann man sagen, dass sich das Team die Saison über weiterentwickelt und definitiv einen Schritt nach vorne gemacht hat. Umso bitterer ist es, dass es am Ende wohl nicht reicht.

Red.: Wie geht es nun weiter? Habt ihr bereits einen Plan für die kommende Saison?

M.R.: Die Gespräche mit den Spielern, sowie mit potenziellen Verstärkungen laufen im Hintergrund natürlich schon seit längerem. Wir waren in allen Gesprächen so transparent und ehrlich, dass wir niemandem eine Bayernligazugehörigkeit für die kommende Saison versprochen haben. Wer also zu uns kommt, der tut das nicht wegen irgendeiner Liga oder wegen Geld, sondern weil ihm der Verein etwas bedeutet und weil es einfach Spaß macht mit diesen Jungs zu arbeiten und zu spielen. Es ist mir besonders wichtig zu erwähnen, dass wir trotz der schwierigen Phasen diese Saison immer ein sehr tolles Klima mit einem hohen Zusammengehörigkeitsgefühl hatten. Das ist in solch einer Situation nicht alltäglich und spricht für den Charakter jedes Einzelnen und der Mannschaft als Ganzes.

Für die kommende Saison haben wir so kurz nach Saisonende natürlich noch keinen Plan. Wir werden uns in den kommenden Tagen sicherlich nochmal treffen und die freie Zeit grob besprechen. Die Jungs sollen nun mal ein wenig abschalten, sich anderen Dingen widmen und zur Ruhe kommen. Auch gilt es die angesammelten kleineren und größeren Verletzungen nun auszukurieren. Unabhängig davon wie dann sämtliche Relegationsspiele ausgehen, wollen und werden wir dann ab dem Sommer wieder Gas geben, uns hoffentlich ein Stück weit besser auf die Saison vorbereiten und dann versuchen das Maximale rauszuholen; in welcher Liga auch immer das dann sein wird. Sollte es wider Erwarten die Bayernliga sein, gilt natürlich in erster Linie der Klassenerhalt als ausgegebenes Ziel. In der Landesliga peilen wir selbstverständlich schnellstmöglich den Wiederaufstieg an. Ein Abstieg in die Landesliga ist zwar sicherlich kein Beinbruch, aber unser Anspruch ist es – nicht zuletzt aufgrund der Leistungen der letzten beiden Wochen – hier in Augsburg Bayernligahandball zu spielen. Der TSV Haunstetten war über ein Jahrzehnt sehr erfolgreich eine der Konstanten der höchsten bayerischen Spielklasse. Das soll natürlich schnellstmöglich wieder so sein und dafür werden wir alles tun!!

Red.: Vielen Dank für die Einblicke und alles Gute für die Zukunft!