„Ich gehe nicht auf einzelne Spielerinnen los“

Haunstettens Zweitligatrainer Vornehm will nach der Auftakt-Niederlage nicht von Krise reden. Was er gegen Rödertal fordert

Herbert Vornehm

Die Zweitliga-Handballerinnen des TSV Haunstetten sind mit einem ernüchternden 23:35 bei Aufsteiger Hannover in die Saison gestartet. Vorboten einer Krise?
Hannover war sehr gut und wir waren schlecht. Man muss jetzt auf dem Teppich bleiben, eine Niederlage bedeutet keine Krise. Aber wir müssen aus der Art und Weise, wie die Niederlage entstanden ist, lernen. In erster Linie hat unser Abwehrverhalten nicht gestimmt, was uns bisher immer auszeichnet hat. Hannover hat in der Abwehr gespielt, wie wir das normalerweise tun. Sobald wir 35 Tore kassieren, ist das Spiel für uns nicht mehr zu gewinnen.

War das die Aufregung im ersten Spiel oder sehen Sie andere Ursachen?
Aufregung kann es zehn Minuten lang geben, das gestehe ich jedem zu. Danach nicht mehr. Wir waren viel zu langsam – mit den Beinen und mit dem Kopf. Wir hatten ein schlechtes Zweikampfverhalten, konnten die Aufgabe, die uns gestellt wurde, nicht lösen. Wenn nichts mehr zusammengeht, kann man als Trainer auch nicht mehr viel tun und die große Taktik auspacken.
Wie war die Stimmung im ersten Training nach der Niederlage?
Natürlich sind alle enttäuscht gewesen. Aber das nützt mir ja nichts, ich muss nach vorne schauen. Ich brauche nicht auf der Niederlage herumhacken und auf einzelne Spielerinnen losgehen. Wir spielen als Mannschaft, da wird nicht einer hochgejubelt und der andere zusammengefaltet. Deshalb müssen wir schauen, dass wir möglichst schnell wieder als Kollektiv funktionieren. Nur deshalb sind wir so weit gekommen.
Wo können Sie mit Blick auf das Heimspiel am Samstag den HC Rödertal ansetzen?
Mir ist sonnenklar, dass in dieser Liga jedes Spiel schwierig ist. Und denjenigen, die noch vom letzten Jahr träumen, muss ich sagen, davon kann man nicht ausgehen. In der letzten Saison waren wir klasse. Aber die anderen Teams haben sich super verstärkt. Die sind uns alle körperlich überlegen und verfügen fast alle über erfahrene Profis.
Was beim TSV Haunstetten aus finanziellen Gründen nicht möglich ist?
Ja. Die anderen Vereine können ihre Mannschaften besser zusammenstellen, weil sie sich gut bezahlte Profis leisten können. Wir in der Handball-Provinz sind schon froh, wenn wir überhaupt Neue bekommen, die auf diesem Niveau mitspielen können.
Auf was muss Ihr Team gegen Rödertal gefasst sein?
Rödertal ist einer der Titelfavoriten. Die Sachsen wollen unbedingt aufsteigen und bauen schon eine neue Halle. Sie haben eine Spitzenmannschaft. Wir dagegen müssen unsere Leistung bringen, das Ergebnis wird man dann sehen. Ich träume nicht von einem Sieg. Wir sind momentan nicht so gut eingespielt wie vergangene Saison.
Das liegt sicher auch am langfristigen Ausfall von Patricia Horner, die an der Schulter operiert wurde. Wie wird das kompensiert?
Wir haben zwei junge Spielerinnen dazubekommen, die sich aber erst an die Liga herantasten müssen. Saskia Putzke soll die Aufgaben von Patricia Horner übernehmen. Dass das nicht gleich greift, ist klar. Sie ist letzte Woche ins kalte Wasser geschmissen worden. Man muss Geduld mit ihr haben, wie auch mit der gesamten Mannschaft. Wenn wir am Anfang der Saison eine schlechte Phase haben, müssen wir das wegstecken und schauen, dass wir unsere Leistung im Laufe der Saison verbessern.
Welche Bedeutung hat der Heimvorteil am Samstag?
Das sollte uns schon puschen. Die eigenen Fans im Rücken geben Selbstvertrauen. Die lange Anreise wird auch für Rödertal nicht einfach, die 500 Kilometer werden ihnen in den Knochen stecken. Danach muss man erst mal die Beine locker kriegen. Aber Rödertal ist eine routinierte Mannschaft, jede einzelne Spielerin ist gefährlich.

Interview: Andrea Bogenreuther
TSV Haunstetten – HC Rödertal (Sa., 18 Uhr, Albert-Loderer-Halle)

 

Quelle: www.augsburger-allgemeine.de