Alle jubeln, eine weint

 

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Haunstetter Zweitliga-Frauen behalten die Nerven und bezwingen die TG Nürtingen mit 26:25. Es ist der fünfte Sieg im sechsten Spiel. Doch TSV-Spielerin Sarah Irmler wird zur traurigen Heldin

Von Tereza Gallova


Dass die Zweitliga-Handballerinnen des TSV Haunstetten Gefallen an spannenden Spielen finden, haben sie schon öfter gezeigt. Doch was sie am Samstag vollführten, war nochmals eine Steigerung. Bis zur letzten Sekunde ließen sie ihre 400 Fans in der Albert-Loderer-Halle zittern, dann hatten sie das Spiel gegen den Aufsteiger TG Nürtingen mit nur einem einzigen Tor (26:25) für sich entschieden. Am sechsten Spieltag brachten sie damit schon den fünften Sieg auf ihr Konto. Großer Schock allerdings: Sie verloren Junioren-Nationalspielerin Sarah Irmler, die sich vermutlich einen Kreuzbandriss zugezogen hat.
Mit Nürtingen und Haunstetten trafen sich zwei alte Bekannte wieder. Drei Jahre spielten die Vereine in der dritten Liga zusammen, nun kreuzten sich ihre Wege eine Stufe höher. Der TSV Haunstetten, der ein Jahr früher in die zweite Bundesliga gekommen war, empfing den Frischling. Lange Angriffe und gute Deckungsarbeit auf beiden Seiten prägten den Auftakt. Die sorgsame Arbeit in der Verteidigung brachte aber Unsicherheit in der Offensive, sodass der Schlagabtausch bis zur Pause ausgeglichen blieb (15:14). „Jede war nervös, deswegen haben wir ein bisschen unter Druck gespielt“, erklärte Mannschaftsführerin Sabrina Duschner den vorsichtigen Start.
Da wusste noch niemand, was für ein Drama sich in der zweiten Halbzeit abspielen sollte. Die Haunstetterinnen ließen ihre guten Chancen immer öfter ungenutzt und gerieten mit drei Toren in Rückstand (17:20). Die Zuschauer begannen langsam, die Hoffnung zu verlieren. Nicht so Sarah Irmler. Blitzschnell traf sie dreimal in Folge und brachte ihre Mannschaft so zurück ins Spiel. Doch nur wenige Momente später wurde sie zur traurigen Heldin, als sie mit einem lauten Schrei verletzt zu Boden stürzte. Unter Tränen musste sie von Trainer und Betreuer vom Spielfeld getragen werden. Die erste erschütternde Diagnose: Verdacht auf Kreuzbandriss.
Jetzt lag die Aufgabe auf den Schultern der Kameradinnen, die zwei Tore zurücklagen. Die Zeit lief, doch die Rot-Weißen kämpften mit letztem Willen, bis sie das Unglaubliche schafften: 90 Sekunden vor Schluss drehten sie das Spiel. Der Sieg war schon in Reichweite, als Nürtingen die Torhüterin herausnahm und das 25:25 schaffte. Noch 60 Sekunden. Die ganze Halle stand und tobte. Lautstark wurde Haunstetten nach vorne getrieben. Die letzte Chance. Jetzt oder nie. Annika Schmid holte zu einem letzten Schlag aus: Tor! Noch ein Freiwurf für Nürtingen, eine letzte Parade von TSV-Torhüterin Sabrina Müller – und die Zeit war abgelaufen. Da gab es kein Halten mehr. Frenetisch feierten Fans und Mannschaft, als die Anzeigetafel das Schlussergebnis zeigte: 26:25.
„Die letzten Momente waren Wahnsinn“, sagte Duschner nachher. „Man muss die Ruhe bewahren, auch wenn man total nervös ist. Das haben wir aber letztes Jahr gelernt und dafür wurden wir belohnt.“ Was auch Trainer Vornehm bestätigte. „So ein Spiel hätten wir letztes Jahr nicht gewonnen. Dazu kommt, dass wir wahnsinnig gut gekämpft haben. Ich bin immer noch stolz, dass wir in der zweiten Liga spielen dürfen. Dass wir jetzt schon zehn Punkte haben, ist fabelhaft.“
TSV Haunstetten Frey, Müller; Horner (5), Königsmann (1), Frank, Drasovean (1), Duschner (6), Hochmair (1), Cappek, Irmler (5), Kurstedt, Schmid (7/1)

 

Quelle: www.augsburger-allgemeine.de