„Wir behalten den Abstiegskampf im Kopf“

Patricia Horner Sabrina Müller Christine Königsmann

Was drei Handballerinnen des TSV Haunstetten von ihrer sensationellen Zweitliga-Vorrunde und dem dritten Tabellenplatz halten, was sie motiviert und warum sie trotzdem gerne mal die Füße hochlegen würden

Von Andrea Bogenreuther

Die Vorrunde der zweiten Liga ist beendet, die Frauen des TSV Haunstetten haben gegen den TV Nellingen tapfer und leidenschaftlich gekämpft, aber doch verloren. Wie fühlt man sich nach einem solchen Spiel?

Horner: Enttäuscht ist man allemal, denn man nimmt sich immer viel vor. Es war knapp und wir haben alles gegeben, aber letztendlich hat Nellingen verdient gewonnen. Andererseits ist das nicht der Gegner, an dem wir uns messen.

Müller: Ja, auf alle Fälle! Wir haben bisher viermal gegen Nellingen gespielt und viermal eine Mega-Klatsche bekommen. Diesmal nicht. Trotzdem sind wir enttäuscht. Wenn man in dem entscheidenden Spiel um Tabellenplatz zwei – auch wenn man da gar nicht sein muss – so nah dran ist, dann möchte man auch mal den Sieg schaffen.

Ihr habt in dieser Saison aber schon viele entscheidende Siege geschafft. Euer Team liegt nach Ende der Vorrunde auf einem überragenden dritten Tabellenplatz. Hättet ihr gedacht, dass es nach dem Klassenerhalt vergangene Saison noch eine Steigerung gibt?

Müller: Nein! Für uns war klar, wir spielen definitiv nur gegen den Abstieg. Wir dachten, vier Mannschaften steigen ab und es wird megaeng. Wir haben einen kleinen Kader. Wir hätten uns niemals erträumen lassen, dass wir da oben stehen.

Horner: Wir sind mit dem Abstiegskampf im Kopf in die Saison gegangen – und wir haben den auch noch nicht ganz abgeschrieben. Das muss man klar sagen. Wir sollten jetzt das nächste Spiel gegen Kirchhof dringend gewinnen. Bis dahin müssen wir die Nellingen-Niederlage aus dem Kopf bekommen. Weil man schon leicht wieder da unten rein rutscht.

Christine Königsmann, Sie erleben gerade Ihre erste Saison bei den Haun-stetter Handballerinnen. Wie sind Ihre Eindrücke bisher?

Königsmann: Ich bin in der Saisonvorbereitung von Gröbenzell nach Haunstetten gekommen. Es war eine ganz aufregende Sache für mich, diesen Schritt zu machen. Denn es ist schon ein krasser Unterschied zur dritten Liga. Das Tempo und die Härte, das ist was ganz anderes und eine große Herausforderung für mich. Dass es gleich so gut funktioniert, war nicht zu erwarten.

Wie sind Sie als Neuling von der Mannschaft aufgenommen worden?

Königsmann: Sehr herzlich! Die Mädels hatten echt Geduld mit mir. Patricia hat mir auch zum fünften Mal noch erklärt, wann ich schneller oder langsamer sein soll. Klar, man muss sich auf lauter neue Leute einstellen. Das erfordert Zeit und Geduld. Alle sind ehrgeizig und haben ein Ziel vor Augen, aber es gibt keinen Konkurrenzkampf untereinander. Da zählt wirklich der Teamgedanke.

Zumal das Team besonders in dieser Saison auf junge und neue Spielerinnen angewiesen ist. Ihr hattet ja richtiges Verletzungspech mit den Ausfällen von Sarah Irmler, Anne Kurstedt und Franziska Niebert.

Müller: Ja, leider. Man muss aber ganz deutlich sagen, dass wir die letzten Jahre richtig Glück hatten. Ich glaube, wir hatten seit der Bayernliga nie eine Langzeitverletzung. Wir hatten nur Kleinigkeiten, wie ein Nasenbruch oder so (lacht).

Wie schafft ihr es nun, die neuen Spielerinnen schnell zu integieren?

Horner: Man muss den Neuen – und da sind ja jetzt einige gekommen – Zeit geben. Deshalb ist es gut, dass wir von der Vorrunde her so gut dastehen. Und wir müssen immer schauen, dass wir als Team zusammenhalten. Es verliert die Mannschaft und es gewinnt die Mannschaft, da ist nie eine alleine schuld.

Als ein großer Rückhalt in eurem Team erweist sich immer wieder Torfrau Sabrina Müller. Wie beruhigt kann man da in der Abwehr agieren?

Horner: Das ist meiner Meinung nach ein ganz entscheidender Faktor. Unsere Abwehr rackert sich ja wirklich ab, und wenn man dann immer doch ein Tor bekommt, frustriert das. Wenn aber der Torhüter die sicheren Bälle hält und jemand wie Mülli auch noch einzelne verrückte Bälle, dann kann man gut weitermachen.

Warum sind Sie Torhüterin geworden?

Müller: Zufall! Ich war Feldspielerin und unser Torhüter hatte aufgehört. Dann mussten alle mal ins Tor. Ich hab gleich ein bisschen was erwischt und musste bleiben.

Wären Sie manchmal gern auf dem Feld?

Müller: Ja, immer!

Was fällt in so einer anstrengenden Zweitliga-Saison am schwersten?

Horner: Natürlich ist es eine irre Belastung, die wir haben. Wir stehen täglich in der Halle, dazu kommt das individuelle Fitnessprogramm. Das ist manchmal schwer. Man muss das ja nicht über eine Woche oder einen Monat durchhalten, sondern über die ganze Saison, über zehn Monate.

Müller: Und von uns arbeitet ja auch noch jeder. Ich bin Sozialversicherungsfachangestellte, Patricia macht eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und Christine studiert an der Uni in München Gesundheitswissenschaften.

Königsmann: Wenn man von der Arbeit oder der Uni nach Hause kommt, würde man auch gern mal auf die Couch und die Füße hochlegen. Doch man muss sich aufraffen. Man denkt sich, die anderen sind auch alle im Training und man will sie nicht alleine lassen. Da zählt einfach wieder der Teamgeist.

Was kommt jetzt noch? Was erwartet ihr für die Rückrunde?

Horner: Wir wollen in jedem Spiel immer alles geben und gewinnen. Unser Ziel ist es, vor allem zu Hause bis zum Schluss zu kämpfen. Die Unterstützung, die wir von unseren Fans bekommen, ist einfach geil. Wir hoffen, dass das auch weiterhin so bleibt. Ich glaube nicht, dass sie es uns übel nehmen, wenn wir mal ein Spiel verlieren. Wenn wir bis zum Schluss kämpfen, kommen sie sicher auch weiterhin. Ich denke, das ist eine gute Entwicklung.

Müller: Wir werden in der Rückrunde sicher noch Spiele verlieren. Da dürfen wir aber den Kopf nicht hängen lassen und dürfen uns auch nicht von außen beeinflussen lassen. Wir müssen weiter hart arbeiten und auch bei Niederlagen zusammenhalten. Dann schließen wir die Saison sicher ordentlich und erfolgreich ab. Ein Platz im Mittelfeld wäre o.k. Aber der TSV Haunstetten in der zweiten Liga im oberen Drittel – das wäre echt der Wahnsinn.

 

Quelle: www.augsburger-allgemeine.de